Offenbach-Post
von Eva Schumann
06.03.2018
von Eva Schumann
06.03.2018
SELIGENSTADT ▪ Kirchenmusik ist Genuss, aber vor allem Gottesdienst. Die Mainzer Domkantorei verdeutlichte dies bei ihrem Gastkonzert in der Seligenstädter Einhardbasilika, indem sie sich am Ende auch vor dem Altar verneigte. Das Publikum beim Klosterkonzert des Kulturrings hatte verstanden – und sparte den Beifall bis zum Schluss auf.
So verlief die klug disponierte Folge von Vertonungen biblischer und liturgischer Texte zur Passionszeit ungestört dicht. Unter dem Motto „Im Kreuz ist Heil“ waren A-capella-Chorsätze aus vier Jahrhunderten den Themen Klage, Abendmahl, Kreuz und Bitte zugeordnet. Regionalkantor Felix Ponizy ergänzte das mit fein registrierten Orgelkompositionen von Bach und Franck..
Die Kantorei erstaunte mit breitem Repertoire. Vierstimmige Sätze wie Palestrinas Psalmmotette „Sicut cervus“ von 1581, die Vertonung des Jesus-Worts „If Ye Love Me“ von Tallis oder Byrds „Ave verum corpus“ wechselten mit fünf- und sechsstimmiger Musik wie Burleighs Spirituel-Bearbeitung „Deep-River“, Bruckners „Christus factus est“ oder Rheinbergers Kyrie aus seiner doppelchörigen Messe.
Als geschult im gregorianischen Gesang erwiesen sich die Männer bei Allegris berühmtem „Miserere“ mit Wechselgesang zwischen einstimmig psalmodierten und mehrstimmigen Versen.
Unerschütterlich zuverlässig den präzisen Vorgaben von Domkapellmeister Karsten Storck folgend, gelang dem Chor sichere Dynamik und Farbigkeit. Klarheit und Helle, konturiert auch von famosen Sopranstimmen, dominierten die älteren polyphonen Sätze. Beim Mendelssohn-Satz „Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir“ und Rheinbergers „Abendlied“ konnte sich im Publikum niemand der Ergriffenheit entziehen. Mit Beifall im Stehen wurden die Mainzer gefeiert, die sich mit der Bruckner-Motette „Locus iste“ bedankten. ▪ schu