Am Samstag, den 14. November 2020 um punkt 11.55 Uhr sollten eigentlich bundesweit 46 Knabenchöre in ihren jeweiligen Städten mit einem Flashmob gemeinsam „Viva la musica!“ anstimmen, um auf die schwierige Situation aufmerksam zu machen, in die Auftritts- und Probenverbote diese Chöre noch immer bringen. Corona verhinderte diesen öffentlichkeitswirksamen Auftritt jedoch – zumindest analog. Denn stumm blieben die Jungs nicht, sondern hatten den Flashmob einfach digitalisiert: Um – auch buchstäblich – fünf vor zwölf waren die teilnehmenden Chöre aus Deutschland, Österreich und der Schweiz im Internet unter www.kulturgutknabenchor.de sowie bei Instagramm, Facebook und Youtube zu hören.
Auch der Mainzer Domchor war dabei: mit einem zuvor produzierten Video der Männerstimmen – zu sehen auf dem eigenen Youtube-Kanal. Nicht nur das Bistum, sondern auch Storck persönlich stand und steht zu hundert Prozent hinter den von der Politik verhängten Corona-Maßnahmen. Trotzdem nagen diese doch stark am Selbstverständnis der jungen Sänger. Und wenn der Domkapellmeister an die Situation denkt, in die die Pandemie ihn und seine Chöre am Dom gebracht hat, dann ist es schon nach „fünf vor zwölf“: „Geplante große und wichtige Konzerte und Reisen mussten verschoben oder gleich ganz abgesagt werden, die echte chorische und damit auch musikpädagogische Arbeit am Dom ist zu großen Teilen zum Erliegen gekommen.“
Doch trotzdem gehe es weiter, betont Storck. Zwar konnte er in einigen Schulen für die musikalische Arbeit am Dom werben, doch gemeinsames Singen in den Klassen war verboten. Daher hatten die Verantwortlichen interessierte Kinder und ihre Eltern im September zu einem Vorsingtag ins Chorhaus eingeladen: „24 Familien haben sich trotz Corona dafür entschieden, uns ihre Kinder anzuvertrauen“, freut sich Storck über Zuwächse im Dom- sowie im Mädchenchor: „Und das, obwohl sie wie wir nicht wissen, wann und wie wir irgendwann mal wieder miteinander im Chor singen können.“
Die Konzerte, die Storck am 15. November im Schloss geben wollte, sind ebenfalls abgesagt. Und ob es ein Weihnachtskonzert im Dom geben kann, ist aktuell ungewiss, wobei die Planungen für etwaige Ausweichspielstätten und Konzertprogramme laufen. Denn Storck und seinem Team ist eins wichtig: „Wir können und wollen ganz laut sagen: Uns gibt’s noch.“ Auch wenn Corona die musikalische Arbeit am Dom arg getroffen habe, wolle man weitermachen: um der Musik und der wichtigen Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen willen.
Als sicht- und hörbares Zeichen hat Karsten Storck mit einem musikbegeistertenTeam aus dem Bistum Mainz Storck daher die Idee eines virtuellen Adventskalenders entwickelt: Hinter 27 „Türchen“ – man beginnt bereits am 1. Advent, der in diesem Jahr auf den 29. November fällt – verbergen sich Darbietungen, die die musikalische Vielfalt des ganzen Bistums wiederspiegeln. Zu hören sind unter der Adresse www.bistum-mainz.de neben den Chören am Dom musikalische Akteure wie ein Handglockenorchester, ein Musiker mit „singender Sänge“ und sogar Bischof Dr. Peter Kohlgraf persönlich. „Damit richten wir uns ganz bewusst an alle, nicht nur an Klassikliebhaber“, sagt Storck. Musik sei etwas wunderbares und könne die Menschen auch durch dunkle Zeiten führen und begleiten: „Sie kann den jetzt nötigen und ja auch sinnvollen Abstand zueinander gefühlt ein ganzes Stück weit verringern, wenn man sie trotz allem irgendwie gemeinsam erlebt – und sei es derzeit nur zuhause oder im Internet.“
Der Youtube-Kanal des Mainzer Domchors mit dem Flashmob-Beitrag für #KulturGutKnabenchor findet sich im Internet unter www.youtube.com/channel/UCZqtTOm3T1Z3v9RMdKM-xJw