So ganz stimmte es nicht, dass das Benefizkonzert zugunsten der Stiftung „Wir für Kinder in Not“ in St. Johannes Evangelist der Debüt-Auftritt von Domkantor Matthias Bartsch als neuer Leiter des Mädchenchores am Dom und St. Quintin war, denn der Dirigent und sein Ensemble wirkten bereits eine Woche zuvor erfolgreich am Konzert im Dom zugunsten der Flutopfer mit. Doch außerhalb von St. Martin war man in dieser Formation noch nicht unterwegs.
Von Lampenfieber war jedoch nichts zu spüren, als die rund 80 Mädchen in ihren grünen Pullovern in Richtung Altarraum marschierten: Die Disziplin in der Choreografie sowie während der einführenden Worte von Susanne Heinrigs als Vorsitzende der Stiftung spiegelte sich im konzentrierten Gesang wider, mit dem der Klangkörper einen Bogen von der Renaissance bis in die Moderne spannte.
Der Mädchenchor am Dom und St. Quintin ist aktuell gut aufgestellt – und er harmoniert hörbar mit seinem neuen Dirigenten. Bartsch, der ihm seit knapp einem halben Jahr vorsteht, setzt bereits eigene Akzente, was er mit dem Höhepunkt des Programms beweist: Der 1984 geborene Chorleiter steht inmitten des weiträumigen Kirchenschiffs von St. Johannes Evangelist und hat seine Sängerinnen in einem großen Rund um sich aufgestellt; dann gibt er den Einsatz für seine Chorimprovisation über den bekannten Cantus „Komm, Heiliger Geist“, in deren Verlauf sich die Stimmen clusterhaft und versetzt entwickeln. Der irisierende Klang ist durch den „Dolby surround-Effekt“ unmittelbar – ein großes Klangerlebnis!
Das traf auch für das weitere Programm zu, das gelungene Momente hatte: das getragene „Adoramus te“ von Orlando di Lasso (1532-1594) oder der strahlende und volltönige Klang in der vierstimmigen Motette „Gottes Macht und Vorsehung“ von Adalbert Gyrowetz (1763-1850) – Bartsch führt seinen Chor mit fließendem Dirigat und kann sich über weite Strecken auf Transparenz und Diktion seines Chores verlassen.
In der Mitte des Konzerts bewiesen Schülerinnen und Schüler der Gesangsklasse 6 des Theresianums unter der Leitung von Ursula Kleffner mit dem Singspiel „Swinging‘ Samson“, dass die Kooperation des Gymnasiums mit der Musica Sacra am Dom „schmackhafte“ Früchte trägt. Ob hier Mädchen und Jungen den Weg in die Domensembles finden?
Der Mädchenchor am Dom und St. Quintin sang vor einem Jahr gemeinsam mit dem Domchor an gleicher Stelle übrigens schon einmal für die gute Sache: Ging es damals um den Regenwald stand diesmal ein Projekt der Stiftung „Wir für Kinder in Not“ im Mittelpunkt, mit dem im indischen Jeripatka eine Gruppe von zehn Aidswaisen beim Umzug aus einer provisorischen Garage in ein solide errichtetes Heim unterstützt werden soll: Am Schluss kamen 2.100 Euro zusammen.