„Corona hat alle Chöre am Dom gebeutelt“, resümiert Karsten Storck. Vor allem den Mainzer Domchor: „Da wir über lange Strecken nicht proben und damit ja überhaut nicht singen durften, sind viele Jungs unkontrolliert in den Stimmbruch gekommen.“ Geknickt gibt sich der Domkapellmeister allerdings nicht: „Künstlerisch müssen wir zwar fast von vorne anfangen, aber wir sind hierfür bestens gerüstet.“
Es ist schon faszinierend, wie sehr man eine ganze Gattung, nämlich die der gesungenen Passion, vor allem mit einem Namen in Verbindung bringt: dem Johann Sebastian Bachs. Gleiches gilt für das Weihnachtsoratorium – das dieser notabene ja nie als zusammenhängendes Werk, als das es heutzutage zuweilen aufgeführt wird, konzipiert hatte. Dabei gibt es gerade hier spannende Werke zu entdecken: beispielsweise von Joseph Eybler, Johann Heinrich Rolle oder Georg Philipp Telemann. Womit wir wiederum den Bogen zum Passionskonzert 2021 schlagen, das Corona bedingt in kleinster Besetzung und mit den nötigen Abständen zwischen den Ausführenden zuvor aufzeichnet wurde und beweist, dass eine ergreifende Johannespassion eben nicht zwangsweise von Bach stammen muss. Schon sein erstes Konzert als Domkapellmeister widmete Karsten Storck 2013 einer gesungenen „Passio Secundum Johannem“, damals von Arvo Pärt – diesmal erklingt sie von Alessandro Scarlatti, einem italienischen Zeitgenossen Bachs.
Die neue CD des Mainzer Domchors präsentiert höchst selten gespielte Musik: neben dem Hauptwerk, der Missa Solenne von Vincenzo Maria Righini (1756-1812), das G-Dur-Quintett von Johann Franz Xaver Sterkel (1750-1817). Es wird vom Mainzer Domorchester gespielt, das nun auch mal „solistisch“ dokumentieren kann, welch verlässlichen und erlesenen, instrumentalen Klangkörper die Chöre hier stets an ihrer Seite wissen dürfen. Außerdem präsentiert der Silberling Weltersteinspielungen.
In den vergangenen Monaten erklang in den Dom-Gottesdiensten durchaus Musik –mit wenigen Stimmen und Instrumenten. Der erste Lockdown traf die Musica Sacra hart. Wie es ihr während des weiten geht, berichtet Domkapellmeister Prof. Karsten Storck im Interview:
Am Samstag, den 14. November 2020 um punkt 11.55 Uhr sollten eigentlich bundesweit 46 Knabenchöre in ihren jeweiligen Städten mit einem Flashmob gemeinsam „Viva la musica!“ anstimmen, um auf die schwierige Situation aufmerksam zu machen, in die Auftritts- und Probenverbote diese Chöre noch immer bringen. Corona verhinderte diesen öffentlichkeitswirksamen Auftritt jedoch – zumindest analog. Denn stumm blieben die Jungs nicht, sondern hatten den Flashmob einfach digitalisiert: Um – auch buchstäblich – fünf vor zwölf waren die teilnehmenden Chöre aus Deutschland, Österreich und der Schweiz im Internet unter www.kulturgutknabenchor.de sowie bei Instagramm, Facebook und Youtube zu hören.