Bachs Weihnachtsoratorium zum Mitsingen (12/2019)

Wenn am 8. Januar im Dom vier der sechs Kantaten von Bachs Weihnachtsoratorium erklingen (I-III und VI), geht Domkapellmeister Karsten Storck bewusst einen neuen Weg: Er lädt das Publikum zum Mitsingen ein. Im Programmheft sind die vierstimmigen Choralsätze abgedruckt, bei denen jeder den vokalen Klangkörper aus Mainzer Domkantorei und den Männerstimmen des Mainzer Domchors unterstützen kann und soll. „Das gab es noch nie im Dom“, freut sich der Dirigent auf das Experiment.


Inspiration hierfür waren für ihn die im Netz kursierenden Aufrufe zum „Rudelsingen“ oder Flashmobs, bei denen sangesfreudige Menschen beispielsweise in einem Einkaufszentrum Weihnachtslieder anstimmen. Storck will die offenbar vorhandene Bereitschaft zum spontanen Chorgesang nun nutzen, um mit den Kantaten aus Bachs Weihnachtsoratorium gemeinsam anspruchsvolle Chorliteratur zu musizieren. Der Eintritt zum ersten „Domkonzert zum Mitsingen“ ist daher auch frei, wobei zur Deckung der Kosten am Ausgang eine Kollekte erbeten wird.
Das Konzert an sich deklariert Storck zwar als „reines Liebhaberprojekt“, doch stellt er angesichts der Größe der Musik natürlich gewisse Ansprüche an die Leistung der Ausführenden. Geprobt wird zuvor äußerst kompakt, schließlich ist das Weihnachtsoratorium für die allermeisten ein Repertoirestück. Und gerade darauf vertraut der Domkapellmeister: „Wenn ich in einem Konzert Musik höre, die ich gut kenne oder sogar selbst schon mal gesungen habe, dann möchte man natürlich am liebsten in den Gesang des Chores mit einstimmen. Bei den Chorälen kann und soll man das jetzt tun.“


Dabei bricht der Kirchenmusiker bewusst mit der Tradition, denn zu Bachs Zeiten sang die Gemeinde in den Gottesdiensten an den Feiertagen zwischen Weihnachten und Heilige Drei Könige nur die Hauptchoräle wie Luthers „Vom Himmel hoch“. Die kunstvoll gesetzten und vom Orchester colla parte begleiteten Choralsätze sowie die festlichen Ritornelle am Schluss der Kantaten waren ausschließlich den Chorsängern vorbehalten. Das ändert Storck in diesem Konzert bewusst und setzt für das gemeinsame Singerlebnis auf den Wiedererkennungseffekt seiner bachaffinen Konzertgäste.

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