Mag Großbritannien auch entschieden haben, sich von Europa zu trennen, so gibt es zum Glück noch genug, was die Menschen dies- und jenseits des Kanals eint. Zum Beispiel die Liebe zur Musik, insbesondere zum gesungenen Wort. Und so brachen 53 junge Damen des Mädchenchors am Dom und St. Quintin mit Domkantor Michael Kaltenbach am 28. Juli von Mainz aus mit einem Reisebus Richtung England auf.
Bis zum 4. August war man zu Gast auf der Insel, womit die Sängerinnen die letzte Woche ihrer Sommerferien „opferten“ (wobei hier wohl keine davon ernsthaft dieses Wort benutzen würde). Zusammen mit Kaltenbach, einem Betreuerteam und Domkapellmeister Karsten Storck war die Reise zuvor organisiert worden, wobei der Leiter des Domchors seine Kontakte zur englischen Chorszene nutzte, die er anlässlich einer solchen Reise mit dem Mädchenchor einige Jahre zuvor vor Ort geknüpft hatte.
Zu England haben die Chordamen vom Dom und St. Quintin übrigens auch zuhause eine klingende Beziehung: Die Orgel in ihrer Hauskirche, ein über hundert Jahre altes Instrument der Firma Nelson stammt aus dem britischen Durham. Von dort wurde es vor einigen Jahren nach Mainz verfrachtet, nachdem die dortige historische Kohlhaas-Orgel 2010 an ihren ursprünglichen Standort, die Kirche St. Pankratius in Budenheim, verbracht wurde. Nun steht also ein englisches Instrument auf der Orgelempore von St. Quintin – very british, isn’t it?
Wie jede Reise, die die Chöre am Dom in alle Herren Länder führt, bestand auch dieser Trip aus einem spannenden Mix aus Konzert und Kultur, touristischen Attraktionen und Sightseeing. So stand natürlich ein Besuch der englischen Hauptstadt an. In London waren es unter anderem eine Stadtrundfahrt und der berühmte Wachwechsel am Buckingham Palace, die Tower Bridge und der Besuch des Musicals „Mamma Mia“. Auf dem Plan stand auch ein Abstecher nach Watford, der Partnerstadt von Mainz, wo man die Studios, in denen die „Harry-Potter“-Filme gedreht wurden, besuchte. In Winchester sang der Mädchenchor in der 170 Meter hohen Kirche den Evensong, was laut Michael Kaltenbach für alle ein ganz großartiges Erlebnis war.
Langeweile dürfte bei den Damen vom Chor also keinesfalls aufgekommen sein: Der Besuch der beeindruckenden Steinfelsen von Avebury, ein Lunchtime-Konzert in der tollen Akustik der St. Andrew‘s Cathedral in Wells, Shopping in Bath, Strandbummel in Brighton (wenn auch ohne Bad im Meer) und ein fulminantes Abschlusskonzert in der malerischen St. Margart’s Paris Church in Rottingdean sorgten dafür, dass die Woche in England wie im Flug verging. Auf dem Programm der Konzerte standen übrigens Werke unter anderem von Felix Mendelssohn Bartholdy („Hebe Deine Augen auf“), Kyrie und Gloria von Cécile Chaminade, Hubert Langs „Cantate Domino“, das Magnificat von Javier Busto sowie Stücke aus der Feder von Domkantor Kaltenbach.
Der berichtet von der großen Herzlichkeit und tollen Aufnahme der Musik durch das Publikum, der Freundlichkeit der Engländer und ihrer Hilfsbereitschaft während der Reise: „Durch die Konzerte hatten wir viel Kontakt mit dem Publikum. Unsere Auftritte wurden unglaublich positiv aufgenommen.“ Und viele Tränen seien bei den Zuhörern vergossen worden: „Das war wirklich unglaublich, diese große Herzlichkeit und vor allem Dankbarkeit der Besucher.“
Foto: Wikipedia/Poco a Poco