„Agnus Dei 42 45“ heißt die Komposition, die Birger Petersen, Professor an der Hochschule für Musik Mainz, im Auftrag von Domkapellmeister Karsten Storck für das geplante Passionskonzert im vergangenen Jahr schrieb. Kurz vor der Uraufführung verstarb jedoch der Mainzer Bischof Karl Kardinal Lehmann und das Konzert wurde abgesagt. Aufgeschoben hieß jedoch nicht aufgehoben; und so ist die Musik im diesjährigen Domkonzert zur Passionszeit am 7. April um 17 Uhr zu hören.
Die Uraufführung von „Agnus Dei 42 45“ verspricht ein Erlebnis zu werden, denn die Musik geht in ihrer Zusammenstellung als Messvertonung ganz eigene Wege. Ursprünglich war sie als „Schwesterwerk“ zum „Stabat mater“ von Giovanni Battista Pergolesi geplant, was der Mädchenchor am Dom und St. Quintin dann jedoch in einem eigenen Konzert im September musizierte. Nun wird die Neue Musik in Kombination mit dem „Stabat mater“ von Gioachino Rossini erklingen.
„Agnus Dei 42 45“ setzt sich mit der Passion auseinander, mit Leiden und Tod, aber auch mit Vergebung und Liebe. Die Musik erinnert dabei laut Petersen an Bombenangriffe während des Zweiten Weltkriegs auf zwei für den Komponisten persönlich wichtige Städte: 1942 in Lübeck und 1945 in Mainz. Auch die eingeflochtenen Texte haben Bezüge zu diesen Städten, wobei Petersen die Verse nicht einfach vertont, sondern bewusst zerlegt, fast schon zerschlagen hat – auch dies ein Spiegelbild des Krieges.
Der Chor singt sowohl klassisch als auch sprechend und in freier Rhythmik. „Für unsere Jungs ist es unglaublich spannend, auch solche Musik kennen- und beherrschen zu lernen“, sagt Karsten Storck. Dabei weiß er um die große Herausforderung, die „Agnus Dei 42 45“ an die jungen Sänger des Domchors stellt: „Die Musik ist technisch sehr anspruchsvoll und auch das Notenbild erschließt sich einem nicht auf den ersten Blick.“
Wer Scheu vor moderner Musik hat, sollte dennoch keinen Bogen um das kommende Domkonzert machen. Im Gegenteil, rät Birger Petersen: „Wir machen leider zu oft den Fehler, Angst vor Fremdem zu haben. Dabei kann auch das Fremde unheimlich bereichernd für uns sein. In der Musik sollte man vor allem darauf achten, was einem vertraut ist. Solche Zusammenhänge zu entdecken, kann auch Neue Musik spannend machen.“ Letztendlich hält es der Komponist mit seinem Kollegen John Cage, der von „Happy new ears“ sprach: „Man sollte jedes Stück mit neuen Ohren hören“. Und, ergänzt Petersen: „Am besten mit denen von neugierigen Kindern.“